Review vom Neu-Besitzer zum St. George Fechtanzug
Das folgende Feedback zu unserem St. George Fechtanzug stammt vom Fechter und Fechtlehrer Michael Sprenger. Michael ist sehr erfahren sowohl im Fechten als auch im Gebrauch unterschiedlicher bekannter Ausrüstung im Historischen Fechten sowohl im Training als auch im Wettkampf. Aktuell ist er bekannt durch den HEMA-Podcast "Schwertgeflüster", den er zusammen mit Alexander Fürgut betreibt. Zudem hat er sich kürzlich zum Mentaltrainer weitergebildet und möchte das Mentaltraining auch in unseren Sport gewinnbringend einsetzen. Er war der erste Fechter, der seinen Anzug geordert hatte. Hier nun sein Review mit seinen ersten Erfahrungen.
"Vor dem Kauf der St.-George-Jacke und -Hose konnte ich bereits die Prototypen testen, was letztendlich zur Kaufentscheidung geführt hat. Bei der Auswahl der Größe bin ich nach meiner regulären Konfektionsgröße 50 bei 1,80m/75kg gegangen. Jacke und Hose sitzen einwandfrei. Nicht zu weit, nicht zu eng.
Damit bin ich bei Punkt 1 – Der Beweglichkeit. Diese ist – verglichen mit allem, was ich bisher kenne – überragend. Insbesondere die Hose ist großartig und behindert kein bisschen, obwohl sie vollständig gepolstert ist. Die Hose wirkt im ersten Moment etwas lang und unförmig. Das lässt allerdings nach, wenn man sie anzieht. Durch die Länge ist die Hose im Bereich der Kniee sehr flexibel und angenehm, ohne dass es unförmig wirkt. Die Jacke lässt sich bequem anziehen, trägt sich angenehm und ist sehr flexibel. Trotz des drunter getragenen Master-Guard-Brustschutzes.
Der Brustschutz bringt mich zu Punkt 2 – Die Schutzwirkung. Gegen Stiche hat die Jacke leichte Defizite gegenüber meiner bisherigen AP von Spes. Allerdings ist sie selbst mit Brustschutz immer noch flexibler und angenehmer zu tragen als eine AP. Die Schutzwirkung gegen Hiebe ist vergleichbar, wenn nicht sogar etwas besser. Besonders die zusätzliche Polsterung im Schulterbereich ist sehr wirksam und trotzdem flexibel. Das Wichtigste ist aber wohl, dass es sich um ein zertifiziertes Produkt handelt, was von Uhlmann mit In Motu entwickelt und von Uhlmann gefertigt wird. Dadurch ist nicht nur der Stoff sondern das komplette Kleidungsstück geprüft und erfüllt die Anforderungen gemäß FIE Niv. 2. Ein Nachteil in Puncto Schutzwirkung bzw. Komfort ist, dass die Arme ab dem Ellenbogen nicht gepolstert sind. Ich hatte bisher Unterarmschoner für Kickboxen etc. unter die Fechtjacke gezogen, was jetzt nicht mehr sinnvoll möglich ist. Weiterhin benötigen die Ellenbogenschoner eine zusätzliche Polsterung. Produkte wie z.B. von Spes, die nur eine Hartschale ohne Polsterung darstellen, sind nicht sehr komfortabel. Da das bisher meine verwendeten Ellenbogenschoner sind, musste ich unter die Jacke zusätzliche Polsterung ziehen. Das schränkt die Bewegungsfreiheit wiederum ein und kompromittiert damit die eigentliche Idee der ungepolsterten Ärmel, nämlich bessere Beweglichkeit. Zwar ist das weniger ein Problem der Jacke als der Ellenbogen- und Unterarmschoner, aber eben aktuell ein Problem, das bei Jacken mit gepolsterten Ärmeln nicht auftritt.
Mein Fazit: Ich bereue die Investition keines Wegs. Wenn man akzeptiert, dass HEMA-Ausrüstung wohl immer ein Kompromiss ist und es die perfekte Jacke (superbeweglich, superschützend, superbillig) wohl nicht geben wird, dann ist die St.-George-Jacke ein wirklich guter Kompromiss. Wenn ich wirklich etwas anmeckern wöllte, dann dass der Haltegurt (soll verhindern, dass die Jacke nach oben rutscht) immer aus der Halterung rutscht. Da die Jacke aber auch ohne das Teil nicht nach oben verrutscht, ist das kein wirkliches Problem."
Ein Videoreview wird Michael in den kommenden Tagen auch machen.
Wir sind gespannt.
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